Malariaprophylaxe-Nonadhärenz ist nach der Rückkehr am größten
Im Jahr 2021 wurden in Europa 4.856 Malaria-Fälle registriert. 84% waren durch Plasmodium falciparum hervorgerufen, gegen den die Malariaprophylaxe mit Atovaquon/Proguanil bei korrekter Einnahme bis zu sieben Tage nach Rückkehr aus einem Malaria-Endemiegebiet zu 96% effektiv ist. Eine Befragung von Reisenden prüfte Häufigkeit und Gründe einer unzureichenden Adhärenz zur empfohlenen Chemoprophylaxe.
Eine Autorengruppe um Jenny Lea Schnyder vom Zentrum für Reise- und Tropenmedizin der Universitätsklinik Amsterdam befragte schriftlich nach ihrer Rückkehr Reisende, die an ihrem Zentrum zwischen dem 1. Dezember 2022 und dem 1. Dezember 2023 wegen einer Reise in ein Malaria-Endemiegebiet leitlinienkonform die Verordnung einer Malariaprophylaxe mit Atovaqon/Proguanil erhalten hatten. Primärer Endpunkt der Querschnittstudie war der Anteil der Reisenden, die in den sieben Tagen nach Rückkehr aus dem Malaria-Endemiegebiet mindestens eine Tablette nicht eingenommen hatten und damit nicht adhärent gewesen waren. Die Hypothese war, dass in diesem Zeitraum der Anteil nicht adhärenter Reisender am höchsten ist. Sekundäre Endpunkte waren die Nonadhärenz während der Reise, die Gründe für die Nonadhärenz und das von Reisenden bevorzugte Regime der Chemoprophylaxe.
Ergebnisse
382 von 614 (62%) der Personen, an die ein Fragebogen verschickt wurde, schickten diesen ausgefüllt zurück. Ein Fragebogen wurde aus der Auswertung ausgeschlossen, da der Tourist nicht in ein Malaria-Endemiegebiet gereist war. Das mittlere Alter der Antwortenden lag bei 41,5 Jahren, 70% hatten touristische Reisen unternommen, 24% waren wegen einer Arbeit oder Freiwilligentätigkeit in Malaria-Endemiegebiete gereist. Meist wurde Afrika bereist (89%), die häufigsten Reiseziele waren Tansania, Kenia und Südafrika.
Von den ausgewerteten 381 Teilnehmenden gaben 116 (30%) eine Nonadhärenz in den sieben Tagen nach Rückkehr aus dem Malaria-Endemiegebiet an. Von diesen Personen hatten 31% 1–2 Tabletten, 19% 3–4 Tabletten und 50% 5–7 Tabletten nach Reiseende ausgelassen. Während der Reise lag die Nonadhärenzrate bei 15% (57 der 381 Antwortenden). Gar keine Chemoprophylaxe eingenommen hatten 20 der 381 ausgewerteten Personen (5%).
Häufig genannte Gründe für eine nicht adäquate Einnahme der Malaria-Chemoprophylaxe nach Reiseende waren das Vergessen von Tabletten (49%), eine von den Befragten als unnötig empfundene Einnahme nach Verlassen des Endemiegebiets (26%) und ein insgesamt als gering eingeschätztes persönliches Malariarisiko (19%). Häufige Gründe für die Nonadhärenz während der Reise waren Vergessen von Tabletten (55%), ein gering eingeschätztes Malariarisiko (32%) und Nebenwirkungen (16%).
73% der Antwortenden gaben an, ein Regime zu bevorzugen, das mit dem Ende der Reise abgeschlossen ist. Die tägliche Einnahme wurde gegenüber einer wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Anwendung von 48% bevorzugt.
Fazit:
Wie von der Autorengruppe vermutet, war die Nonadhärenz bei der empfohlenen Malariaprophylaxe mit 30% besonders nach Ende der Reise hoch. Die Bedeutung der Adhärenz und der Fortführung der Prophylaxe über den Aufenthalt in einem Malaria-Endemiegebiet hinaus muss bei der Beratung vor der Reise besonders betont werden. Die Autorengruppe regt an zu untersuchen, wie effektiv die Chemoprophylaxe mit Atovaqon/Proguanil lediglich bis zum Ende der Reise ist.
Quelle:
Autor Studienreferat: Friederike Klein, München